KMU-Bericht
Zu diesem Bericht: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind ein zentraler Teil der Wirtschaft. Rund 95 Prozent aller europäischen Firmen sind KMU. In Österreich fallen – entsprechend den Kriterien der EU – sogar 99 Prozent der Unternehmen in diese Kategorie. Auch wenn das Verhältnis KMU und Normung mitunter ambivalent scheint: Normen haben für KMU einen besonderen Stellenwert, wie auch die KMU in der Normung eine wichtige Rolle spielen.
Normen geben KMU Sicherheit: Wer sich an Normen orientiert, wer Normen einhält, kann sicher sein, dass sein Produkt oder seine Dienstleistung dem aktuellen Stand der Technik entspricht und damit "marktfähig" ist.
Normen bieten KMU zuverlässiges Know-how: Wer Normen anwendet, greift auf gesichertes und anerkanntes Fachwissen zurück, kennt die Anforderungen an seine Produkte und Dienstleistungen und kann mit Hilfe standardisierter Prüfverfahren Zuverlässigkeit und Sicherheit nachweisen.
Normen erleichtern KMU den Marktzugang: Sie schaffen durch einheitliche Festlegungen faire Wettbewerbsbedingungen – für Große und für Kleine.
Um KMU den Zugang zu Standards zu erleichtern und um ihnen die Mitwirkung an der Entwicklung von Standards zu erleichtern, wurden auf europäischer und österreichischer Ebene verschiedene Maßnahmen ergriffen. Austrian Standards gibt mit seinem aktuellen KMU-Bericht 2023 Einblick in die aktuelle Situation und zeigt, in welchen Bereichen Verbesserungen erzielt werden konnten.
Wie Austrian Standards zur Verbesserung beiträgt
Austrian Standards hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Angebote entwickelt, die speziell KMU den Zugang zu Normen und die Mitwirkung an der Erstellung von Normen erleichtern. Aktuelle Informationen dazu gibt es auf der Website von Austrian Standards im Abschnitt Angebote für Klein- & Mittelbetriebe: www.austrian-standards.at/kmu
Information über KMU-relevante Normvorhaben
Aktuelle Information über laufende Normungsprojekte sind für KMU besonders wichtig. Neben seiner vollständigen Übersicht über alle Projekte – "National Work Programme" – weist Austrian Standards seit 2015 jene Normungsprojekte gesondert aus, die speziell für Klein- und Mittelbetriebe relevant sind. Dort finden sich auch Entwürfe zu ÖNORMEN und ONR, die gerade zur öffentlichen Stellungnahme aufliegen.
Teilnahme von KMU an der Entwicklung von Standards
44,07 % aller Unternehmen und Organisationen, die Teilnehmende in Komitees und Arbeitsgruppen von Austrian Standards entsenden, sind KMU. Ihr Anteil an der Stakeholder-Gruppe "Wirtschaft" beträgt 63,60 %. Gegenüber dem Berichtsjahr 2022 sind diese Prozentsätze – also in Relation zu den anderen Stakeholdergruppen – leicht gestiegen sowohl relativ als auch in absoluten Zahlen ebenso bei der Beteiligung von KMU an der Entwicklung von Standards – dies vor dem allgemeinen Hintergrund einer gestiegenen Zahl von nominierenden Stellen und von ihnen entsendeten fachkundigen Personen in allen anderen Stakeholder-Gruppen.
Keine Teilnahmebeiträge
Das Normengesetz 2016 (NormG 2016) legt fest, dass die Normungsorganisation für die Mitwirkung an der Normung keinen Kosten- oder Teilnahmebeitrag verlangen darf. Seit 1. Jänner 2016 hebt Austrian Standards daher keine Teilnahmebeiträge mehr ein.
ÖNORM-Entwürfe: Kostenlose Einsichtnahme und Stellungnahmen
Entwürfe zu ÖNORMEN können – schon seit Längerem – während der offiziellen Stellungnahmefrist über das Normen-Entwurf-Portal von Austrian Standards kostenlos eingesehen werden. Dabei ist es auch möglich, gleich Kommentare und Stellungnahmen direkt an das zuständige Komitee zu schicken.
KMU haben damit eine besonders kostengünstige Möglichkeit, sich in die Entwicklung von Standards einzubringen. Gleichzeitig können Sie sich informieren, welche Veränderungen bei Standards, die für sie wichtig sind, bevorstehen.
Vorab-Information über den Inhalt von Standards
Informationen über die Inhalte von Standards bietet der Austrian Standards Webshop. Neben einer Kurzfassung zu jeder ÖNORM gibt es auch eine kostenlose Voransicht der ersten Seiten einer ÖNORM. KMU können Deckblatt, Inhaltsverzeichnis, Vorwort und Anwendungsbereich (Scope) aufrufen und sich näher über den Inhalt der Norm informieren.
Weitere Informationsmöglichkeiten
Neben seinem Webshop bietet Austrian Standards weitere Möglichkeiten, sich über ÖNORMEN zu informieren:
- Austrian Standards, Heinestraße 38, 1020 Wien
Montag bis Donnerstag: 08:00 – 16:30 Uhr | Freitag: 08:00 – 14:30 Uhr - Kostenlose Einsichtnahme gemäß § 8 (2) NormG 2016
- Informations- und Verkaufspartner in den Bundesländern
Spezielle Tarife für Normen und Normenpaket
Mit der Branchenlösung meinNormenPaket bietet Austrian Standards ein spezielles Service für KMU. Interessenvertretungen haben in den vergangenen Jahren für ihre Mitglieder spezielle Kooperationsabkommen mit Austrian Standards abgeschlossen, die gerade Klein- und Mittelbetrieben einen einfachen und besonders kostengünstigen Zugang zu allen für sie relevanten ÖNORMEN bieten. Ein kostenloses Update ist dabei inklusive.
Das Ende 2022 lancierte neue Service „Mein Abo“ bietet einen praktischen Online-Zugang zu sämtlichen ÖNORM-Standards – zum Fixpreis. meinAbo ist ein digitales Service für Unternehmen, die regelmäßig ÖNORMEN anwenden. Damit können Sie zu einem monatlichen Fixpreis jederzeit und von überall auf alle aktuellen ÖNORMEN zugreifen.
Start-ups, KMU und Kooperation
Weitere Maßnahmen, die KMU die Nutzung von Standards erleichtern und es vereinfachen, an der Entwicklung von Standards mitzuwirken: Ende 2016 hat Austrian Standards ein spezielles Start-up-Paket geschnürt. Es umfasst
- ein kostenloses Informationsgespräch,
- einen Gratis-Testzugang für meinNormenRadar,
- Ermäßigungen bei Seminaren, Lehrgängen,
- Ermäßigungen bei der Buchung von Sälen des Austrian Standards Meeting Center.
2017 hat Austrian Standards zudem Kooperationsabkommen mit drei führenden österreichischen Start-up-Netzwerkpartnern unterzeichnet, mit:
Im Berichtsjahr 2021 hat Austrian Standards ein Kooperationsabkommen mit dem Makerspace Happylab unterzeichnet – mit über 2.000 Mitgliedern in Wien, Salzburg und Berlin die größte Maker Community Europas.
Vereinfachung von Bauregeln
Insbesondere für KMU, die in der Baubranche tätig sind, hat das "Dialogforum Bau Österreich – gemeinsam für klare und einfache Bauregeln" besondere Bedeutung. Das Dialogforum wurde 2015 von Austrian Standards in Kooperation mit der Bundesinnung Bau ins Leben gerufen.
Nach dem Abschluss der ersten Phase im Mai 2017 wurde im Jahr 2018 der "Ausschuss für Bauregeln" beim Präsidialrat von Austrian Standards International als Fortsetzung des Lenkungsausschusses des Dialogforums Bau Österreich eingerichtet.
Die Ziele sind, inhaltlich die verschiedenen Bereiche des Bauwesens abzudecken, sich strategisch mit aktuellen Fragestellungen auseinanderzusetzen, zu Verbesserungen beizutragen und so den langfristigen Erfolg sicherzustellen.
Als weiterer Schwerpunkt fanden im Jahr 2023 der 5. virtuelle Baustammtisch statt, der sich vor dem Hintergrund, dass Schäden durch Hagel, Hochwasser, Sturm und Hitze immer schlimmer werden der Frage stellte, wie Gebäudehüllen für Klimawandel und Extremwetter gerüstet werden müssen.
Ebenso im Jahr 2023 lud Austrian Standards im Rahmen der 6. Jahrestagung für Baurecht und Baustandards zahlreiche Expertinnen und Experten ein, um nachhaltige und resiliente Lösungen für die Baubranche zu definieren. Best Practice Beispiele aus der gelebten Praxis konnten nicht nur Hürden und Hindernisse bei nachhaltigen Projekten veranschaulichen, sondern auch Perspektiven für die Zukunft aufzeigen. Einig war man sich, dass in „stürmischen“ Zeiten die Baubranche richtungsweisend ist – für technologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen.
Mehr Informationen zum Dialogforum Bau Österreich: www.dialogforumbau.at
Basis des KMU-Berichts 2023 von Austrian Standards
Die Verordnung zur europäischen Normung – Verordnung (EU) Nr. 1025/2012 (PDF, 880 kB) – sieht im Kapitel II, Artikel 6 Abs. 3 vor, dass die nationalen Normungsorganisationen auf ihren Websites einen Bericht über ihre Tätigkeiten gemäß Absätzen 1 und 2 veröffentlichen, ebenso über alle weiteren Maßnahmen, die der Verbesserung der Bedingungen für die Nutzung von Normen durch KMU und für deren Beteiligung am Prozess der Erarbeitung von Normen dienen.
Dazu heißt es im Artikel 6 "Zugang von KMU zu Normen" der EU-Verordnung:
(1) Die nationalen Normungsorganisationen fördern und erleichtern den Zugang von KMU zu Normen und Prozessen der Erarbeitung von Normen, um ein höheres Maß an Beteiligung am Normungssystem zu erreichen, beispielsweise durch
a) die Angabe der Normungsvorhaben in ihrem jährlichen Arbeitsprogramm, die für KMU von besonderem Interesse sind;
b) die Gewährung des Zugangs für KMU zu Normungstätigkeiten, ohne sie zur Mitgliedschaft in einer nationalen Normungsorganisation zu verpflichten;
c) den freien Zugang oder die Gewährung von Sondertarifen bezüglich der Beteiligung an Normungstätigkeiten;
d) den freien Zugang für KMU zu Normentwürfen;
e) die kostenlose Bereitstellung von Kurzfassungen von Normen auf ihren Websites;
f) Sondertarife für die Bereitstellung von Normen oder Normenpakete zu ermäßigten Preisen.
(2) Die nationalen Normungsorganisationen tauschen sich über bewährte Verfahren zur stärkeren Beteiligung von KMU an Normungstätigkeiten und zur Ausweitung und Erleichterung der Anwendung von Normen durch KMU aus.