Expert Talks 2022
Austrian Standards hieß vor kurzem rund 80 hochkarätige Expertinnen und Experten willkommen, um im Rahmen von spannenden Talks verschiedene Aspekte und Auswirkungen der neuen EU-Standardisierungs-Strategie zu beleuchten.
Sophie Müller, Head of Unit, Standards Policy, DG GROW European Commission, gab in ihrer Keynote Einblick in die Entstehung der neuen Standardisierungs-Strategie und welchen Beitrag China dazu geleistet hat.
Eine klare Erkenntnis ist, dass Standards eine wesentliche Rolle spielen, damit Österreich und Europa im internationalen Kontext weiterhin wettbewerbs- und zukunftsfähig bleiben.
Damit Österreich und Europa im internationalen Kontext weiterhin wettbewerbs- und zukunftsfähig bleiben, gibt es einiges zu tun. Und Standards spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Einigkeit bestand über folgende Erkenntnisse
Standards – das (noch immer) unbekannte Wesen
Standards sind Teil unseres täglichen Lebens, aber vielen Menschen ist ihr Stellenwert nicht bekannt. Das Verständnis über Standards und der Nutzen der Standardisierung müssen besser vermittelt werden.
Standardisierung ist Chefsache
Der heutige Binnenmarkt würde ohne Standardisierung nicht funktionieren. Standardisierung gehört deshalb verstärkt in die Führungsetagen, denn dort werden die Entscheidungen zur Teilnahme getroffen. Selbst im Europäischen Parlament finden sich kaum Abgeordnete, die sich mit Standardisierung auskennen. Dieses Verständnis wurde in den letzten Jahren auf politischer Ebene vernachlässigt und soll nun verstärkt kommuniziert werden.
Der Wettlauf mit der Zeit
Bestehende Probleme müssen rasch behoben werden. Darunter fällt vor allem die Dauer bis zur Veröffentlichung eines neuen Standards. Bei großen Investmententscheidungen sollte eine notwendige Standardisierung von Anfang mitbedacht werden, am Ende von Projekten ist es zu spät.
Digitalisierung und Gesetzgebung
Im Vergleich der neuen europäischen mit der österreichischen Standardisierungs-Strategie ist Österreich im klassischen Bereich gut aufgestellt, bei neuen Technologien hinkt es jedoch hinterher. Insbesondere die Digitalisierung ist hier betroffen, wobei KI ein großes und wichtiges Zukunftsthema ist.
Es prallen Diskussionen über Internetprotokolle, Überwachung und demokratische Werte aufeinander. Die beste Gesetzgebung ist unbrauchbar, wenn die technische Umsetzung nicht funktioniert. Wie Daten gehandhabt werden, muss in der Standardisierung ausgearbeitet werden.
China auf dem Weg zur Spitze
Die chinesische Standardisierungs-Strategie wurde vom Premierminister vorgestellt und hat höchste politische Priorität. Die Intention Chinas ist es, der globale Führer der internationalen Standardisierung zu werden. Und China ist bei neuen Standardisierungsvorschlägen bereits an vorderster Stelle mit dabei.
Wo das deutsche Normungsinstitut DIN derzeit noch an erster Stelle steht, hat sich China in wenigen Jahren bei der internationalen Standardisierungsorganisation ISO von 6 auf 75 Sekretariate hinaufgearbeitet. In Europa gibt es nicht ausreichend ExpertInnen, die hier mithalten können.
Expert:innen für die Zukunft gesucht
Wenn es keinen Nachwuchs an Expert:innen in der Standardisierung gibt, werden Österreich – und auch Europa – ins Hintertreffen geraten. Ein Mittel, hier entsprechend gegenzusteuern, ist die Verankerung in der Ausbildung. Die Bereitstellung von Ressourcen und Kompetenzen stellen eine große Herausforderung dar.
Weiterführende Informationen zur EU-Standardisierungsstrategie: