Expert Talks 2024
„Wie die Kreislaufwirtschaft mit Standards rund läuft“, haben Expertinnen und Experten beim Expert-Talks von Austrian Standards in Kooperation mit Circular Economy Forum Austria, am 24.09.2024 erörtert.
Die Herausforderungen der Klimakrise und von Ressourcenknappheit können wir nur durch einen Wandel von der linearen Wirtschaftsweise in eine Kreislaufwirtschaft schaffen. Wie wir dort hinkommen, welche Rolle Standardisierung spielt und welche Barrieren noch im Weg stehen, wurde am Podium und im Gespräch mit dem interessierten Publikum ausführlich diskutiert.
Moderiert von Harald Friedl, Vorstandsmitglied, Circular Economy Forum Austria, präsentierte eine renommierte Runde von Expertinnen und Experten neue Erkenntnisse, Best Practices und diskutiere unter reger Beteiligung des Publikums über offene Fragen rund um das Thema Circular Economy.
Eine Frage der Sicherheit
Austrian Standards CEO Valerie Höllinger betonte im Rahmen ihrer Begrüßung, dass Standardisierung immer Konsens suche und schon seit mehr als hundert Jahren auf Schwarmintelligenz setze, wenn es darum geht, kluge Lösungen zu finden. Um den Strukturwandel von linearem Wirtschaften zur Kreislaufwirtschaft hinzubekommen, brauche es mutige, globale Ideen und ebensolche kluge Lösungen.
Harald Friedl zeigte sich angesichts der internationalen Bestrebungen und Fortschritte optimistisch, dass ein Wandel möglich ist. Schließlich sei Circular Economy auch eine Frage der Ressourcensicherheit. Denn: Ressourcen im Kreislauf zu bewahren, erhöhe die Unabhängigkeit von Staaten oder Gemeinschaften.
Standards sind Hilfestellung für die Praxis
Das erste Panel widmete sich den regulatorischen Instrumenten als Enabler. Wie können Gesetze und Normen dabei helfen, die Kreislaufwirtschaft in Schwung zu bringen? Welche Hürden müssen überwunden werden? Darüber sprachen Andreas Tschulik, Abteilungsleiter Betrieblicher Umweltschutz, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Karin Fuhrmann, Partnerin, TPA Österreich, Axel Dick, Prokurist Leitung Business Development Umwelt und Energie, ESG, Quality Austria, sowie Raphael Schranz, Circular Economy Specialist, Circular Economy Consulting und Alena Rabitz, Committee Manager, Austrian Standards.
In ihren Präsentationen wurde deutlich, dass Standards den Unternehmen praxistaugliche Hilfe zur Umsetzung von Gesetzen leisten können. Auch über die Rolle von Digitalisierung, Blockchain-Technologie und KI wurde angeregt diskutiert.
Wachstum in der Kreislaufwirtschaft
Weiter ging es mit einem weiteren spannenden Themenblock: Aus verschiedensten Perspektiven gab es Einblicke in Best Practice Beispiele und Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Wachstum und Kreislaufwirtschaft kein Widerspruch sein müssen. Dass Re-Use von Bauprodukten beispielsweise zurzeit allerdings noch weit weg ist, von einem rentablen Geschäftsmodell, auch das wurde deutlich. Die große Rolle standardisierter Daten für eine wirtschaftliche Umsetzung der Circular Economy, wurde von mehreren Seiten klar hervorgestrichen.
Christine Bertl, Circular Bioeconomy Scientist & Project Manager, alchemia-nova GmbH, Michaela Theurl, Senior Expert – Life Cycle Assessment (LCA) & Environmental Footprinting (EF), Umweltbundesamt GmbH, Gregor Gluttig, Member of the Board, Circular Economy Forum Austria, und Anna Hagen, Architektin, nonconform zt gmbh, waren sich einig, dass die Kreislaufwirtschaft große Chancen für Unternehmen birgt und diese auch wahrgenommen werden müssen. Immerhin habe Kreislaufwirtschaft viele ökonomische Vorteile. So würden Unternehmen von weniger Ressourcenverbrauch, gesenktem Energieverbrauch sowie höherer Produktsicherheit und Qualität profitieren.
Die Rolle von Design, Technik und Innovation
Anschließend sprachen Gert Breitfuss, Senior Researcher Data Driven Business, Know-Center GmbH, Verena Halmschlager, Senior Projektmanagerin, Verein Industrie 4.0 – die Plattform für intelligente Produktion, Gerald Schneikart, Senior Researcher, FHWien der WKW, Tristan Tallafuss, Geschäftsführung, BRV – Österreichischer Baustoff-Recycling Verband, und Sabrina Seebacher, Teamleitung Nachhaltiges Bauen Abfallmanagement & Umwelt, PORR Umwelttechnik GmbH, über technische Lösungen und Innovationen.
Auch darüber, was vom Produktpass zu erwarten ist, welche Rolle die Designrichtlinie der EU jetzt schon spielt und wie Unternehmen den Systemwandel für sich zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell entwickeln können, gab es spannende Einblicke.
Verharren in alten Mustern ist keine Option
Über Cradle to Cradle, Lieferketten, das Potenzial der Kreislaufwirtschaft und die Rahmenbedingungen für kooperative Geschäftsmodelle und wie Standards die Co-opetition unterstützen können, sprachen Thomas Glanzer, Leitung Business Development & Nachhaltigkeit, ALUKÖNIGSTAHL GmbH, Dr. Julia Schmitt, Stellvertretende Institutsleiterin, Institute for Integrated Quality Design (IQD), Johannes-Kepler-Universität Linz, Rainer Pamminger, Senior Researcher, TU Wien, und Kilian Kaminski, Founder, refurbed in der abschließenden Diskussionsrunde.
Konsens herrschte in diesem Panel darüber, dass in den vergangenen Jahren schon viel geschehen ist, um den Wandel in die Kreislaufwirtschaft einzuleiten, es aber noch eine Menge Beharrlichkeit, Mut und Engagement brauchen wird, bis die Circular Economy tatsächlich rund laufen kann. Ein Verharren in linearem Wirtschaften nach altem Muster ist keine Option – darüber herrschte bei diesem Expert-Talks insgesamt große Einigkeit.
© APA/Fotograf Krisztian Juhasz