Volle Fahrt auf Normung
Austrian Standards International Vollversammlung blickt auf große Zukunft
Austrian Standards International-Präsident Anton Ofner und Austrian Standards CEO und Managing Director Valerie Höllinger luden am 19. Juni zur ordentlichen Vollversammlung 2024. Dieses Jahr markiert dabei wohl eines der spannendsten, das es im europäischen Normungsgeschehen je gegeben hat. Denn die politischen Bekenntnisse auf nahezu allen entscheidenden Ebenen sorgen aktuell für wichtigen Rückenwind bei Standards in den großen Transformationsthemen. Denn zur Umsetzung selbiger wird Schwarmwissen benötigt, das Normen bieten. Das bestätigte auch Zukunfts- und Trendforscherin Christine Varga. In ihrer Keynote rollte sie den „Kollektiven“ wie Normungskomitees als Gestalter:innen des Wandels den Teppich aus, während sie tradierten Expert:innen-Kult bei der Gestaltung von Zukunft kritisch sieht.
Einmal jährlich lädt Austrian Standards – die österreichische Drehscheibe für nationale, europäische und internationale Standardisierung – seine Mitglieder zur ordentlichen Vollversammlung. Anton Ofner, Präsident von Austrian Standards International, führt aus: „Das hohe Interesse verdeutlicht einmal mehr den Stellenwert der Normung und bestätigt unseren Weg. Standards sorgen dafür, dass eins zum andern passt. Standards begleiten uns alle tagtäglich und das unser ganzes Leben lang. Auch bei den großen Zukunftsthemen wie KI, Wasserstoff oder Circular Economy spielen Standards eine entscheidende Rolle.“
Heuer fand die Vollversammlung unter neuen Vorzeichen statt. Denn nur eine Woche zuvor hatte Wirtschaftsminister Martin Kocher die teilweise Anpassung der nationalen Normungsstrategie an die erst 2022 verabschiedete EU-Standardisierungsstrategie verkündet. „Das ist Wind in den Segeln einer europäischen Wirtschaftsstrategie, die mehr denn je im globalen Wettbewerb auch um Klimaziele steht. Zugleich bedeutet dies eine unmissverständliche Aufwertung für europäisches Schwarmwissen, für das wir stehen,“ so Valerie Höllinger, CEO und Managing Director Austrian Standards. Besonders profitieren sollen von diesem Push kleine und mittlere Betriebe. Sie machen laut Wirtschaftsministerium in Österreich 99,8 % aller Unternehmen aus. Entsprechend stark vertreten sind sie schon heute in den Normungskomitees. Ihr Know-how fließt hier unmittelbar in nationale, europäische und internationale Normen ein. „Schon heute haben mehr als 90 % unserer Normen europäischen oder internationalen Ursprung. Europa hat das Chancenpotenzial von Standards vor zwei Jahren in einer EU-Standardisierungsstrategie verabschiedet. Dabei ist es uns gemeinsam mit unseren Partner:innen und Gremien wichtig, den österreichischen Beitrag zu leisten“, bestätigt Höllinger.
Während man sich also in Europa mit Standards auf ein gemeinsames Management von Transformation, Wirtschaft und Handel geeinigt hat, sind die Geschäftsmodelle dahinter von Land zu Land unterschiedlich aufgebaut. Hier erwartet man im Rahmen der Systemaufwertung nächste politische Schritte.
Neue Mitglieder im Präsidium und Präsidialrat
Wichtiger Teil der Tagesordnung waren die personellen Veränderungen von Neu- bis Wiederwahlen sowie Ernennungen im Präsidium und Präsidialrat. Mit viel Dankbarkeit und Respekt wurde im Rahmen der Vollversammlung ein sehr engagiertes Präsidiumsmitglied offiziell verabschiedet. Matthias Tschirf vertrat von 2019 bis 2024 im Präsidium die Positionen des Bundes. Seine Person und sein Engagement wurden im Rahmen der Vollversammlung mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. In seiner Rede hielt er fest: „Mit dem Normenwesen verbindet mich in den letzten mehr als 12 Jahren sehr viel. Es ist eine der spannendsten Materien meiner Laufbahn. Nämlich darum: Wenn man den Binnenmarkt verstehen will, muss man sich mit Normung beschäftigen. Wenn man sich mit internationaler Handelspolitik beschäftigt, muss man sich mit Normen beschäftigen. Und gleichzeitig schafft Normung etwas, dass in den letzten Jahren selten geworden ist: Alle Stakeholder sitzen an einem Tisch und arbeiten gemeinsam an einer Lösung, einer Norm. Das ist faszinierend. Ich glaube, dass Normung und vor allem Austrian Standards für die Republik viel Wichtiges geleistet hat.“ Ihm folgt Alisa Thomann-Mlejnek nach.
Der Präsidialrat von Austrian Standards ist das Konsultativorgan zu wirtschaftspolitischen und strategischen Fragestellungen. Hierfür wurden neue Mitglieder gewählt:
- Norman Brunner, Leiter Akkreditierung Austria BMAW
- Michael Mattes, Sachverständiger; Heizungs-, Klima-, Lüftungs-, Sanitär-Techniker
- Clara Neppel, Senior Director European Business Operations IEEE
- Sebastian Klocker, Österreichischer Gewerkschaftsbund (ab 1.12.2024)
Schwarmwissen statt Expert:innen-Kult
Christiane Varga, Soziologin, Trend- & Zukunftsforscherin gab mit ihrer inspirierenden Keynote grünes Licht in eine hoffnungsvolle Zukunft, die wir nur im Kollektiv erfolgreich beschreiten werden. Am Anfang von Transformation gilt es, Veränderungsmuster zu erkennen und mithilfe kollektiver Erfahrung aktiv mitzugestalten. Diese kollektive Intelligenz bildet das gebündelte Wissen von Individuen ab. Es beinhaltet u.a. die Erfahrungen und die Fähigkeiten einer Gruppe und kann genutzt werden, um effektiv und nachhaltig Sachverhalte zu lösen. Dafür stehen Normen seit mehr als 100 Jahren.
Foto- und Bildmaterial:
Foto: Vollversammlung 2024: Keynote Christiane Varga © Austrian Standards/ APA-Fotoservice/Reither