Klimaschutz, KI, Wettbewerb und China: Neue EU-Strategie für Normung beschlossen
Am 2. Februar hat die EU-Kommission ihre neue Normungsstrategie vorgestellt. Ab sofort setzt die Kommission auf intensivere Zusammenarbeit, mehr Tempo und einen klaren Fokus bei der Entwicklung von Standards. „Die Strategie unterstreicht nicht nur die Wichtigkeit von Standardisierung für die Zukunft des europäischen Binnenmarkts, sondern auch für die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wie die Klimakrise oder die Digitalisierung“, so Austrian Standards CEO Valerie Höllinger.
Anfang Februar hat die EU-Kommission eine neue Standardisierungsstrategie beschlossen. Fazit: Die aktuelle EU-Strategie misst der Standardisierung einen hohen Stellenwert für die Zukunft Europas bei. Das Ziel der Kommission ist es, „Normen wieder zu einem zentralen Element eines resilienten, grünen und digitalen EU-Binnenmarktes zu machen und die Rolle des europäischen Normungssystems zu stärken“. Hintergrund für die Strategie ist das verstärkte Engagement Chinas. Seit einigen Jahren verfolgt die Volksrepublik eine sehr klare Vorgehensweise: In wenigen Jahren hat sich China bei der internationalen Standardisierungsorganisation ISO von 6 auf 71 Sekretariate hinaufgearbeitet. Effekt: Wer sich in der Normung durchsetzt, bietet seinen Exportbranchen auch deutliche Vorteile. Gerade bei Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz, neuen Mobilfunknetzen oder Rohstoffen für Elektromobilität werden hier die Claims für die Zukunft abgesteckt.
Mehr Vernetzung in Europa – Wichtige Themen früher identifizieren
Deshalb sind Normen auch hart umkämpft: Sie entscheiden, welche Produkte sich durchsetzen. Jeder Standard schafft Wettbewerbsvorteile und -nachteile. Die Strategie der EU zielt darauf ab, die Abstimmung der unterschiedlichen Stakeholder noch zu verstärken. Etwa durch einen Koordinator in der EU-Kommission (Chief Standardization Officer), der strategisch wichtige Normungspolitiken im Blick hat. Außerdem wurde ein gemeinsames High-Level-Forum zwischen EU-Kommission, Forschung, Zivilgesellschaft, Industrie, Mitgliedstaaten und Standardisierungsorganisationen eingerichtet. Die Task Force soll wichtige Themen für die Normung frühzeitiger identifizieren. Erhoffter Effekt: positive Auswirkungen auf die Umsetzbarkeit von Normungsvorhaben und gezielteres Vorgehen bei wichtigen Themenbereichen.
Strategie unterstreicht Wichtigkeit der Standardisierung für unsere Zukunft
Valerie Höllinger, Managing Director von Austrian Standards: „Wir begrüßen die Strategie der EU-Kommission. Sie unterstreicht nicht nur die Wichtigkeit von Standardisierung als strategisches Instrument für die Zukunft des europäischen Binnenmarkts, sondern auch für die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wie die Klimakrise oder die Digitalisierung. Wir bei Austrian Standards stehen für den gelebten Geist der Zusammenarbeit – den wir zukünftig auch noch intensivieren wollen.“ Im Frühsommer wird es bei Austrian Standards dazu einen groß angelegten Austausch geben, bei dem wichtige Stakeholder zusammenkommen werden, um den Beitrag Österreichs zur Standardisierungsstrategie zu besprechen und die Leistung Österreichs in der internationalen Standardisierung zu beleuchten.
Gemeinsam für die Standardisierung begeistern
Austrian-Standards-Präsident Anton Ofner betont: „Wir sind davon überzeugt, dass das europäische Standardisierungssystem dazu geeignet ist, die europäischen strategischen Interessen zu unterstützen. Das Beispiel China zeigt – wer die Standards hat, hat den Markt. Österreich ist hervorragend vernetzt und gut in der internationalen Standardisierung vertreten. Wir sollten uns deshalb gemeinsam mit anderen europäischen und österreichischen Partnern darum bemühen, noch mehr Unternehmen – insbesondere KMU – und die Forschung für das Thema der Standardisierung zu begeistern und es als strategisches Tool für Exporterfolge und Innovationen zu etablieren.“
Warum Standards?
Standards spielen in unserer Wahrnehmung eine untergeordnete Rolle. Meist merkt man sie erst, wenn sie nicht mehr da sind: Wenn das Papier nicht in den Drucker passt, das GSM-Netz seinen Dienst versagt, Netflix zu ruckeln beginnt oder internationale Lieferketten ins Wanken kommen. Standards gelten als „Geheimnis des europäischen Binnenmarkts“, Phänomene wie die Globalisierung wären ohne Standards nicht vorstellbar. Deshalb sind an Standards oft harte wirtschaftliche Interessen geknüpft: Eine internationale Norm macht es für hiesige Unternehmen leicht, Produkte in alle Welt zu verkaufen. Unterschiedliche Standards in verschiedenen Ländern können dafür sorgen, dass Produkte aufwendig angepasst werden müssen. Standards sind also ein strategisches Zahnrad im Getriebe der Wirtschaft.
Zur Normungsstrategie der Europäischen Kommission:
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_22_661