Fahrzeugdigitalisierung: Segen oder Risiko?
Moderne Autos bieten immer mehr Funktionen. Mit einer neuen Norm aus Österreich lässt sich bestimmen, wie sehr der Fahrer davon abgelenkt wird
Hupe, Blinker, Lichthebel - die Welt hinter dem Lenkrad war einmal sehr überschaubar. Lenker moderner Kraftfahrzeuge dürfen sich hingegen über bis zu 120 unterschiedliche Cockpit-Funktionen freuen. Assistenz- und Infotainment-Systeme haben ABS, Reifendruck, Spurwechsel oder den Abstand zu anderen Fahrzeugen "im Blick", sorgen für die passende Lieblingsmusik oder recherchieren via App im Internet Verkehrsberichte und Wetterprognosen. Die Bedienung erfolgt mittels Hebel, Wippen und Schalter oder via Touch-Display und Voice Control. Dazu schmücken noch allerlei grüne, gelbe, rote und blaue Informations- und Warnleuchten das Cockpit. An Ablenkung und visuellen Reizen herrscht also kein Mangel. Der steigende Automatisierungsgrad - Stichwort "Autonomes Fahren" - lässt eine weitere Zunahme erwarten.
Humanisierung der Technik
Doch je vielfältiger die Funktionen sind, umso wichtiger wird eine einfache Bedienung, denn die menschliche Fähigkeit, mit Komplexität umzugehen, ist begrenzt. "Wir müssen die Technik humanisieren und nicht den Menschen technisieren", fordert daher Thomas Stottan. Der Geschäftsführer des oberösterreichischen Automobilzulieferers Audio Mobil beschäftigt sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit Informations- und Kommunikationstechnologien in Fahrzeugen und engagiert sich gegen Over-Engineering und ausufernde Komplexität. Er war federführend an der Entwicklung der ÖNORM V 5090 bei Austrian Standards beteiligt, die ein Prüfverfahren für potenzielle Ablenkungen durch Fahrerinformations- und -assistenz-Systeme im Auto zur Verfügung stellt.
Eine Frage der Sicherheit
"Mit der ÖNORM V 5090 können Fahrzeugbauer und -zulieferer erstmals gesamtheitlich bewerten, ob eine Technik bediensicher ist", erklärt Thomas Stottan. An der Entwicklung des neuen Standards waren alle wesentlichen Stakeholder beteiligt - neben der Automobilindustrie und Autofahrerclubs waren dies Universitäten, Ministerien und Interessensvertreter wie etwa das Kuratorium für Verkehrssicherheit.
Fahrzeugdigitalisierung beim IoT-Fachkongress
Am 23. Oktober 2019 wird Thomas Stottan beim 3. IoT-Fachkongress zum Thema "Fahrzeugdigitalisierung - vom Selbstfahren zum hochautomatisierten Fahren" referieren.
3. IoT-Fachkongress 2019
Mit Standards in die Zukunft - gemeinsame Innovation im Zeitalter der Digitalisierung
23. Oktober 2019
Austrian Standards, Wien
Sommeraktion: Anwender zahlen bei Anmeldung bis 30. September 2019 nur 490 Euro für die Teilnahme. Informationen und Anmeldung: www.austrian-standards.at/iot
Bibliografie
ÖNORM V 5090 Straßenfahrzeuge - Prüfverfahren visueller Fahrerablenkung durch Interaktion mit Fahrerinformations- und -assistenzsystemen (TICS) im Fahrzeug